Die Bestands- und Potenzialanalyse für Bad Oeynhausen

Die Stadt Bad Oeynhausen steht vor der Aufgabe, ihre Wärmeversorgung bis 2045 zu dekarbonisieren. Die kommunale Wärmeplanung soll dies strategisch vorbereiten. Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, wurde eine umfassende Bestands- und Potenzialanalyse durchgeführt. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen die wesentlichen Ergebnisse dieser Analysen vor, die als Grundlage für die zukünftige Wärmeplanung dienen sollen.

Bad Oeynhausen hat knapp 50.000 Einwohner:innen und ist vorwiegend durch Wohnnutzung geprägt. Die sogenannten „Energiebezugsfläche“, also der Summe aller zu beheizenden Grundflächen, beträgt in Bad Oeynhausen 4.8 Mio. m². Davon machen die privaten Haushalte gut zwei Drittel aus. Auf Platz zwei folgen Gewerbe und Industrie mit einem Viertel. Die Kliniken sowie öffentliche Gebäude machen zusammen gut 10% der zu beheizenden Fläche aus.

Auf der interaktiven Karte unten, oder auf der Startseite, können Sie sich die verschiedenen Nutzungstypen räumlich als Layer im Stadtgefüge anschauen. Dort sehen Sie auch auf einen Blick die Wärmeliniendichten sowie große Versorgungsanlagen in der Stadt.

Die meisten Wohngebäude sind dabei Einfamilienhäuser. Mehrfamilien und große Mehrfamilienhäuser machen zusammen 29% aus. Der überwiegende Großteil der Gebäude wurde in den Jahren 1949 bis 1978 gebaut, ist heute also zwischen 50 und 80 Jahre alt. Auch die Gebäude vor 1948, also die Gebäude die heute über 80 – 100 Jahre alt sind zeigen, dass ein eher alter Gebäudebestand vorliegt.

Am häufigsten sind bei den Gebäuden die Energieeffizienzklassen D und E vertreten. Die Energieeffizienzklassen geben Aufschluss über den Energiebedarf oder -verbrauch eines Gebäudes. Je weiter hinten im Alphabet der Buchstabe, umso mehr Energie braucht, oder verbraucht das Gebäude im Schnitt pro m² im Jahr, was zugleich mit höheren Energiekosten zusammenhängt. Die Skala reicht von A+ bis H.

So heizt Bad Oeynhausen

Der dominierende Energieträger ist Erdgas (68%), gefolgt von Heizöl (14%). Fernwärme versorgt vor allem das Gebiet rund um den Kurpark und macht einen Anteil von knapp 5% aus. 6% der Wärme in Bad Oeynhausen heizen mit Strom, die Hälfte davon durch Stromdirektheizungen, die andere durch Wärmepumpen.

In allen Stadtteilen dominiert Erdgas. In den Stadtteilen Bad Oeynhausen sowie Vollmerdingsen gibt es Fernwärmenetze, die dort Gebietsabschnitte mit Wärme versorgen.

In der Karte auf der Startseite können sie ein Layer einblenden, der zeigt, dass alle Stadtteile von Bad Oeynhausen über ein Gasnetz versorgt werden. Die Fernwärme konzentriert sich insbesondere auf den innerstädtischen Bereich. Sie können auch die im Marktstammdatenregister registrierten Erzeugungsanlagen in Bad Oeynhausen einsehen.

So viel Energie braucht es

Insgesamt hat Bad Oeynhausen einen Wärmebedarf von rund 531 GWh/a, davon fast die Hälfte in Einfamilienhäusern. Die meiste Wärme wird für das Heizen von Räumen benötigt, nur knapp 10% der Energie für die Bereitstellung von Warmwasser und nur 4% für Prozesswärme. Entsprechend der Altersverteilung der Gebäude in Bad Oeynhausen, entfällt ein Großteil des Wärmebedarfs auf Gebäude aus den Jahren zwischen 1949 und 1978. Hier schlummert ein großes Potenzial zur Einsparung von Energie, so lässt sich der Bedarf zum Beispiel durch Wärmedämmung und neue Fenster reduzieren.

Und so viel Emissionen sind damit verbunden

Die Emissionen in Bad Oeynhausen resultieren hauptsächlich aus der Nutzung von fossilen Brennstoffen wie Erdgas und Öl. Insgesamt wird durch die Wärmebereitstellung in Bad Oeynhausen 135.671 Tonnen an Treibhausgasen pro Jahr emittiert.

Wo könnte die klimaneutrale Wärme herkommen?

Da Erdgas 68% der Wärmeversorgung stellt, braucht es lokale Potenziale, die diese Wärmeenergie bereitstellen. Hierbei gibt es gleich verschiedene Potenziale in Bad Oeynhausen, was nicht selbstverständlich ist. Hier werden die konkreten Potenziale für Bad Oeynhausen aufgelistet:

Einsparung durch Sanierung

Wenn Häuser renoviert und besser isoliert werden, brauchen sie weniger Energie zum Heizen. Das spart Geld und schont die Umwelt. Dass LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW) hat verschiedene Szenarien aufgestellt. In Summe kommen die Berechnungen auf 160 GWh im Jahr, die eingespart werden könnten. Die meisten Potenziale liegen dabei im Gebäudebestand von 1949-1978, auch, weil diese Gruppe von Gebäuden noch eine Lebenszeit von 30 bis 50 Jahren hat.

Geothermie

Geothermie nutzt die Wärme aus dem Erdinneren, die konstant und zuverlässig ist, um Gebäude zu heizen. Dabei gibt es die Möglichkeit über Erdkollektoren, recht nah an der Oberfläche zu bleiben, oder Wärme durch Tiefenbohrungen (Tiefengeothermie) vorzunehmen.

Auch Bad Oeynhausen hat Potenziale für Geothermie. Dabei ist jedoch die Heilquellenschutz-Satzung der Stadt zu beachten. In weiten Bereichen Bad Oeynhausen ist bislang für die Genehmigung ein geologisches Gutachten erforderlich, wenn eine Bohrung vorgenommen oder Erdkollektoren verlegt werden soll.

Sie können die Karte des Geologischen Dienst NRW nutzen, der zeigt, wo in Bad Oeynhausen möglicherweise Geothermie Potenziale ausgeschöpft werden können.

Kläranlage

Auch aus Abwasser jeglicher Art kann Wärme zurückgewonnen werden. So könnte zum Beispiel das geklärte Abwasser in der Kläranlage bei Rehme in Kombination mit einer Großwärmepumpe zur Wärmegewinnung genutzt werden. Hier wird das technische Potenzial zur Versorgung der Umgebung mit Wärme zurzeit überprüft.

Flusswasser

Durch Bad Oeynhausen fließen zwei Flüsse, die potenziell eine Wärmequelle bereit stellen können. Für die Erschließung sind Flächen erforderlich, um Wärmepumpen aufzustellen. Zugleich ist eine Absprache mit weiteren Kommunen am Fluss notwendig, sodass es keine Konflikte um die Wärmeenergie gibt.

Tiefengeothermie

Tiefengeothermie nutzt Wärme aus tiefen Erdschichten. In Bad Oeynhausen gibt es einige Standorte, die sich für eine solche Erschließung eignen. Auch hier wird derzeit das technische Potenzial zur Wärmeversorgung ermittelt.

Was kommt als nächstes?

Zurzeit wird auf Basis dieser Bestandsaufnahme und der Identifikation der Potenziale ermittelt, welche davon realistische und wirtschaftlich tragbare Möglichkeiten für eine klimaneutrale Wärmeerzeugung in Bad Oeynhausen darstellen.

Dies passiert im Rahmen des Zielszenarios, welches bald abgeschlossen und ebenfalls hier veröffentlicht wird.

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